Farben, Geschichten und Identitäten – Das Joanneum erhält neuen Namen und neues Erscheinungsbild
Mit 10. September 2009 beginnt eine neue Ära im Joanneum: Aus dem einstigen „Landesmuseum“ mit all seinen dazugehörigen Standorten wird das „Universalmuseum Joanneum“. Ein neuer Name und ein Erscheinungsbild, das ebenso wandelbar, raffiniert wie einfach ist, lassen Spielraum für die unterschiedlichen Bedürfnisse in einer der grössten Museumsgruppen Europas.
Alle anders, alle verwandt
Das „Universalmuseum Joanneum“ widerspiegelt die kulturelle Vielfalt der Steiermark in seiner ganzen Breite und im internationalen Kontext: Der inhaltliche Reichtum reicht von fossilen Fundstücken über moderne Kunst bis hin zu neuen Medien, verteilt auf verschiedenste Standorte wie Kunsthaus Graz, Landeszeughaus oder die Schlösser Stainz oder Trautenfels. Die schier unglaubliche Reichweite der traditionsreichen steirischen Institution stellte die Geschäftsleitung schon oft vor Herausforderungen: Sowohl die visuelle als auch die inhaltliche Kommunikation sollten sowohl Zusammenhang, als auch Individualität ausdrücken. Die Nomenklatur des Joanneums stellte bereits seit längerer Zeit ein zentrales Thema dar, weil sie bisher der Breite der Angebote nur bedingt gerecht wurde. In einem mehrmonatigen Evaluierungsprozess wurden deshalb die Bedürfnisse der einzelnen Abteilungen sowie der Wunsch nach einer Gesamtstrategie für die visuelle und inhaltliche Kommunikation analysiert, Vorschläge zur Namensgebung und Grundzüge eines neuen Corporate Design skizziert und schliesslich rechtzeitig vor dem Jubiläumsjahr 2011 umgesetzt.
Neupositionierung und Tradition
Resultat des Prozesses ist ein spielerisch leichtes Erscheinungsbild, das als ein Zusammenspiel von Farben, Proportionen und Geschichten funktioniert und dadurch alles anders und dennoch verwandt aussehen lässt. Die Bezeichnung „Universalmuseum Joanneum“ drückt selbstbewusst die Neupositionierung des Museums aus, das 2003 aus der Landesverwaltung ausgegliedert wurde, und nimmt dennoch Rücksicht auf Altbewährtes: Der Name steht für kulturelle Breite, für Universalität und Weltoffenheit. Gleichzeitig bekennt sich das Museum zur Geschichte und Tradition des Hauses, indem der Gründer, Erzherzog Johann, im Namen erhalten bleibt.
Das neue Erscheinungsbild
Die neu entwickelte visuelle Kultur zeigt sich nicht nur in der Geschäftsausstattung, klassischen Kommunikationsmitteln wie Plakaten und Foldern, oder dem Webauftritt, sondern beispielsweise auch in einem neuen Orientierungssystem in Schloss Eggenberg oder der Ausstellungsgrafik im neuen Archäologiemuseum.
So wird den Besucherinnen und Besuchern das Angebot des Joanneums nähergebracht und erklärt es in einer einfachen, allgemein verständlichen Sprache. Damit dient das Erscheinungsbild letztlich dem Grundgedanken der Geschäftsleitung nach Kundenorientierung und bestmöglichem Service.
Fahnen als Einladung
Das Konzept kreist rund um das Motiv der Flagge als abstraktem Erkennungszeichen, eine der ältesten Formen der visuellen Kommunikation – als Ausdruck von Gastfreundschaft und Aktualität, als Lebenszeichen. Daraus wurde ein offenes visuelles System entwickelt, das der Vielfalt im Universalmuseum Joanneum gerecht werden kann. Der spielerische und flexible Umgang mit dem Motiv der Fahne quer durch die verschiedenen Anwendungen geht weit über eine klassische Logo-Programm hinaus.
Je drei Farbflächen werden in einem bestimmten Verhältnis kombiniert, das einer „universellen Harmonieformel“ folgt – wie sie sich in der Natur ebenso findet wie quer durch die Kunstgeschichte (Fibonacci-Folge, goldener Schnitt). Die unterschiedlichen Farbkombinationen wurden unter Beteiligung der jeweiligen Führungsteams entwickelt und nehmen Bezug auf die jeweiligen Forschungs- und Sammlungsinhalte der einzelnen Abteilungen. So entstehen „Farb-Kurzgeschichten“ zum Beispiel „Eisen-Silber-Blutrot“ für das Zeughaus oder „Lava-Erdbraun-Meerblau“ für die Geologie.
Alle so gefundenen Farbtöne bilden gemeinsam eine Palette aus 46 spezifischen Farbtönen, aus denen über 90.000 weitere Farbdreiklänge gebildet werden können – und zwar für alle Abteilungs-übergeordneten Anwendungen (Besucherservice, Marketing, Verwaltung), oder für aus Kostengründen gemeinsam genutzte Drucksorten wie Kuverts.
Integration und Effizienz
Im Zuge der Erneuerung des Erscheinungsbildes wurde auch die Integration des Kunsthaus Graz vollzogen, das bisher über eine eigenständige Kommunikationsstrategie verfügte, die zur Eröffnung 2003 bereits von Lichtwitz entwickelt wurde. Das Projekt mündet in einem umfassenden Baukasten von Dokumentvorlagen für das hausinterne Grafikteam. Dieser ermöglicht in Zukunft eine effiziente Erstellung der wichtigsten Kommunikationsmittel und Publikationen im Haus, wie zum Beispiel das ab sofort monatlich erscheinende Programm-Magazin.
Markenentwicklung und Corporate Design: Dachmarke, 23 Abteilungen an 13 Standorten; Ausstattung, Website, Publikationen, Werbemittel, etc.
Als Lichtwitz – Büro für
visuelle Kommunikation,
mit Harald Niessner
2009-2013
Mitarbeit
Marina Strasser
Katharina Untertrifaller
Lisa Weissenberger
Vincent Luger
Team Auftraggeber
Peter Pakesch
Andreas Schnitzler
Elisabeth Weixler
Entwicklung Hausschrift
Hanno Bennert
Auszeichnung
Green Panther 2009
„Corporate Design“: Gold