"Hinter der grafischen Konzeption steht der Grundgedanke, Recht nicht als etwas zu vermitteln, was von irgendjemandem irgendwann einmal gemacht wurde. Vielmehr ist Recht lebendig und von uns Menschen selbst verfasst und laufend verhandelt, um unser Miteinander zu organisieren. Darum werden etwa für Raumzitate und für das Orientierungssystem eine echte Handschrift verwendet. Wie mit Filzstift oder Pinsel an die Wand gemalt, wirkt sie persönlich und lebendig. Leichtfüßig und flüchtig wie ein spontaner Gast geht sie adäquat mit einem Gebäude um, das schon lange vor dieser Ausstellung existiert hat, und noch lange nach ihr existieren wird.
Angesichts von historischen Handschriften, Rechtskonvoluten und zahllosen Fakten stand natürlich die Frage im Raum: Wie können wir diese Inhalte in gegenwärtige Lebens- und Begriffswelten übersetzen? Wie viele männliche etwa wie vielen weiblichen Straftätern gegenüberstehen, lässt sich in einem Text beschreiben oder vielleicht besser über ein Diagramm darstellen, aber auch über einen Filmbeitrag oder ein Hands-on-Modell, oder ein Gemälde. Eine Ausstellung ist kein aufgeblättertes Sachbuch, das Fakten neutral und lückenlos rüberbringen muss. Es geht immer auch um die Frage der Atmosphäre, der Sinnlichkeit. Eine gute Ausstellung ist ein erlebbares Wissens-Dispositiv im Raum, das nicht belehrt, sondern dazu ermächtigt, sich zu informieren und zu entwickeln. Man muss mit einem Thema in Schwingung kommen.
Als „Anwälte der Besucher“ fühlen wir uns Gestalter auch für diejenigen verantwortlich, die schlecht sehen oder gehen, oder die kognitiv weniger gut ausgestattet sind. Über die Wahl von großer Schriftgrößen, klarer Formathierarchien und über die Art der Materialisierung der Texte schaffen wir die Möglichkeit, dass auch Rollstuhlfahrer, Kinder oder 80-Jährige diese gut lesen können. Hier arbeiten wir mit hinterleuchteten Objekttexten auf Plexiglaspaneelen, die pultartig aus den Ausstellungswänden ragen. So können sie tiefer liegen, als würde man sie flach an der Wand montieren – unterhalb der Objekte, mit denen sie so nicht um den Platz konkurrieren." […]
(Aus einem Interview mit Kriso Leinfellner im Begleitbuch zur Ausstellung)
Grafische Ausstellungsgestaltung, Informationsdesign, Interaktiva
Mitarbeit
Christoph Aichinger
Rita Atteneder
Rebecca Bienenstein
Christina Güttl
Carolin Riedelsberger
Sylvia Kostenzer (Handschrift)
Ausstellungsfläche
ca. 2.000 m2
Ausstellungsdauer
1.4.–12.11.2017
Architektur
querkraft
Medien
cat-x, babeltech
Modelle
Dominikus Guggenberger
Produktionsleitung
Birgit Schretzmayr
Auftraggeber
Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H.
Fotos
Klaus Pichler